Ausstellung 29.10.–12.11.2017,
Remisengalerie
Malerei
Vernissage:
Samstag, 28. Oktober 2017, 18 Uhr
Finissage:
Sonntag, 12. November 2017, 16 Uhr
Andreas Wald im Gespräch mit dem Künstler
Öffnungszeiten: jeweils samstags und sonntags von 14–17 Uhr
Betrachtet man die Arbeiten von Joerg Eyfferth, so wird vordergründig zuerst das Abgebildete wahrgenommen. Es sind zumeist Glasgefäße, die die spiegelnden Chromgefäße als Bildinhalt vorhergehender Werkphasen weitestgehend abgelöst haben. Aber auch weiterhin werden den dargestellten Objekten organische Dinge, wie Blüten und Früchte beigeordnet, um einerseits einen Gegensatz zu den klaren Oberflächen des Glases zu bilden und um andererseits unterschiedlichste Farbnuancen in das kühle Interieur mit einzubringen. Die Komposition der Bilder beinhaltet somit nur jeweils wenige Elemente oder, wie in einigen Fällen, auch nur ein einziges Objekt, das einem Solisten gleich abgebildet wird. [...] Bilder, die in ihrer haptischen Illusion förmlich aus der Leinwand zu treten scheinen und somit die menschliche Wahrnehmung ein aufs andere Mal zu täuschen vermögen.[...] Auch in der hyperrealistischen Malweise Joerg Eyfferths ist die eigenständige Sichtweise des Künstlers immer vordergründig wahrnehmbar. [...]
Stilleben sind seit Jahrhunderten ein Sujet, das die Künstler bearbeitet haben. In vergangenen Zeiten wurden opulente Bildarrangements bevorzugt, um einerseits mit der Darstellung die malerischen Fähigkeiten herauszustreichen und andererseits mit dem Dargestellten gängige Symbole und Allegorien zu vermitteln. [...]
Mit dem Zeitenwandel ändern sich die Dinge in ihrer Bedeutung oder geraten in Vergessenheit. So wird in der Malerei von Joerg Eyfferth auch keine hintergründige Symbolik zu finden sein. Seine Werke sind weder metaphysisch noch intellektuell überfrachtet und daher einzig und allein sinnlich wahrnehmbar. Die Bilder stehen für sich selbst, wollen nichts erklären und nicht belehren, einzig dem Betrachter ein Seherlebnis bescheren, das er in der normalen Realität nicht erfahren hätte.
Ein Journalist ließ sich in seinen Ausführungen anlässlich einer Ausstellung mit Bildern des Künstlers zu der Äußerung hinreißen: „Joerg Eyfferths Malerei – eine Schule des Sehens.“ Wir werden in den Bildern auf Details in unserem Umfeld hingewiesen, denen wir ansonsten keine Aufmerksamkeit schenken. Gerade weil die abgebildeten Dinge aus ihrem Umfeld entnommen und isoliert dargestellt sind, wirken sie fremd, aber doch wieder vertraut. Unscheinbares wird durch die hyperrealistische Wiedergabe überhöht und entwickelt dadurch eine ganz eigene Präsenz.
Über die optische Wahrnehmung hinaus entwickeln die Bilder eine Aura, der man sich schwer entziehen kann. Ganz bewusst bezieht Joerg Eyfferth gesellschaftsrelevante Themen unserer Zeit nicht in seine Bilder mit ein, obwohl man in einer gewissen Ambivalenz durchaus Berührungspunkte erkennen kann. Einerseits sind die Bilder unspektakulär ruhig, auf eine Art distanziert und unnahbar, und somit eine Unterkühltheit ausstrahlend, die man in unserer heutigen Leistungsgesellschaft durchaus wieder findet.
Andererseits sind die Bilder meditativ, man kann sich beim Betrachten in sie versenken und die ausgestrahlte Ruhe auch als Wärme und Geborgenheit empfinden, gleichsam als einen Gegenpol zu der hektischen Bilderflut unserer gegenwärtigen Medienwelt. [...] Man kann die Arbeiten als Ruhepunkt begreifen, und sich, trotz ihrer augenscheinlichen Unnahbarkeit, in sie hineinbegeben, um in dieser Form nachzuvollziehen, was der Maler Joerg Eyfferth mit ihnen ausdrücken will.
Richard Schaffer-Hartmann
Ehemaliger Leiter der Museen der Stadt Hanau
Vita
Der 1957 in Witzenhausen/Werra geborene Joerg Eyfferth ist nach Ausbildung zum Elektroniker und zum Lithographen sowie einer leitenden industriellen Tätigkeit in der elektronischen Bildverarbeitung seit 1993 als freischaffender Künstler tätig.
Die Verleihung des Kunstpreises der Stadt Hanau (Cläre-Roeder-Münch-Preis) 1997 jährt sich diese Jahr zum zwanzigsten Mal. Den Kulturpreis des Main-Kinzig-Kreises erhält er 2006.
Als früherer Dozent an der Jugendkunstschule und VHS Hanau und nachfolgend an der JKF Gesamtschule der Stadt Bad Vilbel übt er seit 2008 eine Lehrtätigkeit an der Fachoberschule für Gestaltung in Hanau aus. Seit 2009 ist er 1. Vorsitzender des Hanauer Kulturvereins und in dieser Funktion Kurator der zahlreichen Ausstellungen in der Remisengalerie, in der er auch seit 2010 Workshops für Malerei anbietet. 2011 wird er 2. Preisträger des Kunstpreises der Sparkasse Karlsruhe. In diesem Jahr vollendet er sein sechzigstes Lebenjahr.
Weiter Informationen zum Künstler:
www.joerg-eyfferth.de
Künstler der Remise